THEATERBESUCH "DIE PHYSIKER"

 

Die Welt ist eine Bühne

Friedrich Dürrenmatts Stück „Die Physiker“ wurde von dem Garmisch-Partenkirchener Abdullah Kenan Karaca am Volkstheater inszeniert. Diese Münchner Bühne besuchen die Theaterinteressierten der FOS inzwischen seit fast vier Jahren in unregelmäßigen Abständen. Neben den inhaltlichen, schauspielerischen, wettertechnischen oder musikalischen Diskussionen, die diese Abende bisher ergaben, war es immer wieder auch die Bühne, die Gesprächsstoff bot. Mal drehte sie sich, Teile ließen sich versenken, sie war karg und opulent ausgestattet und eröffnete den Zuschauern den Blick auf die Welt, in der das Stück stattfand. Für „Die Physiker“ war das Bühnenbild ein echter Hingucker. Eine Rückwand mit einer kreisrunden Öffnung stellte den Hintergrund dar, auf dem das Spiel lief. Das fast schon psychodelisch anmutende Muster auf der Wand harmonierte perfekt mit dem Ort, den es verkörperte – eine psychiatrische Anstalt. Geschachtelte Quadrate und starke Farbkontraste wirkten auf den Zuschauer im Theaterraum beinahe hypnotisierend und passten gleichzeitg perfekt zu dem Verwirrspiel der vertauschten Rollen: Patienten sind eigentlich hochbegabte Wissenschaftler oder Geheimagenten, die sich unter dem Deckmantel des Wahnsinns verbergen wollen. Die anstaltsleitende Ärztin hat der Wahnsinn gepackt. 

Immer wieder wurde außerdem die Rückwand zum Passepartout für die Vorgänge im kreisrunden Ausschnitt. Rot erleuchtet fanden hier Schattenspiele statt. Morde passierten. Dann wieder eröffnete das Rund einen Blick aus dem vergitterten Sanatorium heraus. Gelegentliche schräge musikalische Einlagen lässt das Bühnenbild in der Rückschau vergessen, so dass ein unterhaltsamer Theaterabend in Erinnerung bleibt. Und irgendwie auch die Vorstellung, dass die Welt einer Bühne gleicht und Menschen nicht immer das sind, was sie zu sein vorgeben.

Kur

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